Internationaler Frauentag 2024
Am 8. März ist Internationaler Frauentag (auch Weltfrauentag, Frauenkampftag oder feministischer Kampftag genannt). An diesem Tag wird weltweit schon seit mehr als 100 Jahren auf die Rechte von Frauen*, die Gleichstellung der Geschlechter und nach wie vor bestehende Diskriminierungen aufmerksam gemacht.
In der aktuellen Zeit ist die Welt mit multiplen Krisen, wie geopolitischen Konflikten, rapide zunehmenden Auswirkungen des Klimawandels und steigender globaler Armut, konfrontiert. Hier zeigt sich immer deutlicher, dass viele Herausforderungen durch die Stärkung von Frauen besser bewältigt werden können. Indem wir in Frauen investieren, können Veränderungsprozesse für den Übergang zu einer gesünderen, sichereren und gleichberechtigten Welt für alle beschleunigt werden. Daher steht der Internationale Frauentag 2024 der Vereinten Nationen unter dem Motto: „Invest in women: Accelerate progress.“
Nach Angaben von UN Women könnten bis 2030 weltweit mehr als 342 Millionen Frauen und Mädchen in extremer Armut leben, wenn sich die derzeitigen Trends fortsetzen. Daher müsse es ein grundsätzliches Umdenken bei den Regierungen hin zu einer geschlechtergerechten Finanzierung geben. Gleichzeitig gibt es gesellschaftlich weltweit noch wenig Anerkennung und Wertschätzung für den entscheidenden Beitrag, den Frauen durch bezahlte und unbezahlte Arbeit für die Volkswirtschaften weltweit leisten. Im globalen Durchschnitt verbringen Frauen etwa dreimal so viel Zeit mit unbezahlter Arbeit wie Männer. Würde man diesen Tätigkeiten einen monetären Wert zuweisen, würden sie mehr als 40 Prozent des BIP ausmachen.
Gender Gaps
Auch in Deutschland herrscht nach wie vor Ungleichheiten zwischen den Geschlechtern, die sich durch Gender Gaps in den Bereichen Einkommen (Gender Pay Gap), Sorgearbeit (Gender Care Gap), Rente (Gender Pension Gap) und Lebenseinkommen (Gender Lifetime Earnings Gap) abbilden lassen.
Gender Pay Gap
Das Gender Pay Gap beleuchtet den Einkommensunterschied zwischen Frauen und Männern. Im Jahr 2023 war der durchschnittliche Bruttostundenverdienst erwerbstätiger Frauen um 18 Prozent geringer als der der erwerbstätigen Männer (die sogenannte unbereinigte Lohnlücke). Am 6. März fand der diesjährige Equal Pay Day statt, ein internationaler Aktionstag, an dem sich mit öffentlichkeitswirksamen Aktionen für die Lohngerechtigkeit zwischen Frauen und Männer eingesetzt wird.
Gender Care Gap
Das Gender Care Gap verdeutlicht den unterschiedlichen Zeitaufwand, den Frauen und Männer für unbezahlte Arbeit aufwenden. Eine aktuelle Studie des statistischen Bundesamtes zeigt, dass Frauen in Deutschland 43,8 Prozent mehr unbezahlte Arbeit leisten als Männer und damit pro Woche knapp 9 Stunden mehr Zeit für die sogenannte „Care-Arbeit“ aufbringen. Der Equal Care Day am 1. März legt den Fokus auf die Auswirkungen von unbezahlter Sorgearbeit.
Gender Pension Gap
Das Gender Pension Gap bildet die Unterschiede zwischen Frauen und Männern bei den Alterseinkünften ab. In Deutschland lag 2021 das geschlechterspezifische Gefälle bei den Alterseinkünften bei 29,9 Prozent und somit hatten Frauen im Alter durchschnittlich knapp ein Drittel weniger an Einkünften zur Verfügung als Männer.
Gender Lifetime Earnings Gap
Das Gender Lifetime Earnings Gap verdeutlich die Unterschiede zwischen den Geschlechtern im Erwerbsverlauf. Frauen sammeln demnach mit durchschnittlich 49,8 Prozent weniger nur knapp die Hälfte des Einkommens von Männern im Verlauf ihres Erwerbslebens. Entscheidende Faktoren dabei sind die vermehrte Arbeit von Frauen in Teilzeit sowie Erwerbsunterbrechungen.
Wir können es uns nicht leisten, die Gleichstellung der Geschlechter weiter hintenanzustellen, denn sie ist nicht nur eine Frage der Gerechtigkeit, sondern eine gesellschaftliche, politische und wirtschaftliche Notwendigkeit und eine Voraussetzung für eine friedliche, nachhaltige Welt. Die Zeit für Gleichstellung ist jetzt!
Feministische Entwicklungspolitik
Um diesen Entwicklungen weltweit entgegenzuwirken hat Bundesministerin Svenja Schulze im März 2023 die Eckpunkte der neuen BMZ-Strategie zur feministischen Entwicklungspolitik vorgestellt.
Die feministische Entwicklungspolitik liefert Lösungsansätze gegen Diskriminierung und Unterdrückung. Und sie rückt Frauen in ihrer wichtigen Rolle als Wissensträgerinnen und Entscheidungsträgerinnen ins Zentrum. Es geht im Kern um eine weltweite Bewegung für mehr Gerechtigkeit – und darum, das Potenzial aller auszuschöpfen.
Dabei geht es bei der feministischen Entwicklungspolitik darum, in partnerschaftlicher Zusammenarbeit Gleichberechtigung weiter voranzutreiben. Denn obwohl sie ein Menschenrecht ist, ist bisher in keinem Land der Welt eine echte Gleichberechtigung erreicht.
SDG 5: Geschlechtergleichheit
Mit der Agenda 2030 hat sich die Weltgemeinschaft 17 Ziele (Sustainable Development Goals, SDGs) für eine sozial, wirtschaftlich und ökologisch nachhaltige Entwicklung gesetzt. SDG 5 setzt fest, Geschlechtergerechtigkeit und Selbstbestimmung für alle Frauen und Mädchen zu erreichen.
Den Projekten des DAJW liegt ebenfalls die Agenda 2030 zu Grunde – einschließlich Ziel 5. So gab es bereits verschiedene Projekte von Jugendgruppen im Rahmen unserer Programmlinie Teams up!, die sich mit Geschlechtergerechtigkeit beschäftigen: In dem gemeinsamen Projekt „World Wide Gender Justice – Reaching SDG5 through Youth Empowerment“ des Eine Welt Netz NRW e.V. aus Deutschland und der Grassroots Women’s and Men’s Association for Development (GWAD) aus Uganda setzen sich Jugendliche für SDG 5 ein. Das einjährige Projekt zielte darauf ab, junge Menschen in NRW und Gulu für Gendergerechtigkeitsthemen zu sensibilisieren und für politisches und zivilgesellschaftliches Engagement in diesem Feld zu empowern. Gemeinsam haben sie sich mit SDG 5 sowie mit Politik und Zivilgesellschaft beider Partnerländer beschäftigt, verschiedene Akteur*innen getroffen, sich ausgetauscht und eine kreative Ausstellung zu den Möglichkeiten junger Menschen, sich für Gendergerechtigkeit zu engagieren, erarbeitet.
*Hiermit meinen wir alle Personen, die sich unter der Bezeichnung „Frau“ definieren, definiert werden und/oder sich sichtbar gemacht sehen.