„Austausch ist eine Chance, Dinge zu lernen und zu erfahren, die wir nie lernen würden, wenn wir nur zuhause blieben.”

Francis Kalema aus Uganda arbeitet als Direktor und Lehrer an einer Musikschule in Kampala. Er spricht über seine Erfahrungen als Team works! Teilnehmer in Deutschland, wie er zur Musik kam und wie ihn seine persönliche Geschichte motiviert, sich für andere einzusetzen.

Francis Kalema

Francis Kalema aus Uganda hat Betriebswirtschaftslehre studiert und ist leidenschaftlicher Musiker. Nach seinem Studium gründete er die Africa Music School in Kampala, deren Direktor er ist und an der er Kinder und Jugendliche unterrichtet.

Das Interview

Francis, was ist dein Fachgebiet und wo arbeitest du in Uganda?

Francis: Mein Fachgebiet ist die Musik, weil ich eine Leidenschaft für Musik habe. Im Alter von sechs Jahren begann ich mit Schlagzeug und wechselte später zu anderen Instrumenten wie Trompete, Posaune und Tuba. Ich liebe es, Musik zu spielen und zu unterrichten. Was mich jedoch noch glücklicher macht, ist, wenn ich sehe, wie die Musik das Leben von Kindern in Uganda beeinflusst. Deshalb habe ich die Hoffnung, die erste Musikuniversität in Ostafrika zu gründen.

Da ich im Alter von drei Jahren von meiner Familie verlassen wurde und auf den Straßen Kampalas und in Waisenhäusern gelandet bin, weiß ich, wie es ist, monatelang ohne Essen oder Unterkunft zu leben. Musik ist für mich ein Mittel um Kindern zu helfen, deren Familien kein Geld haben, sie zur Schule zu schicken - und vor allem denen, die sich eine musikalische Ausbildung nicht leisten können. Ich arbeite als Gründer und Geschäftsführer der Africa Music School in Kampala. Dort koordiniere ich die finanzielle Unterstützung der Schule und helfe bei der Suche nach Sponsoren für die schulische Ausbildung einiger der Kinder. Wir bezahlen auch das Essen für einige Kinder, die es sich zu Hause nicht leisten können, sowie ihre Krankenhausrechnungen.

Was hast du bei deiner Team works! Hospitation in Deutschland genau gemacht?

Francis: Während meines Praktikums an der Berufsfachschule für Musik in Kronach in Bayern, habe ich meine Zeit damit verbracht von meinen Kollegen und Schülerinnen und Schülern zu lernen, Notizen zu machen, Freundschaften zu schließen und Kontakte zu knüpfen. Mit Hilfe des Schulleiters, Herrn Schurmann, bekam ich einige Ideen und Impulse zur Verwaltung von Schulen und lernte neue Strategien kennen, die ich auch für meine Musikschule nutzen kann. Ich habe nette Menschen kennengelernt, sowohl Musiker als auch Nicht-Musiker und war an verschiedenen Orten, darunter Wuppertal, Berlin, Bonn und Bad Staffelstein. Mit der ersten Klasse des Musikgeschichtsunterrichts habe ich auch das Richard Wagner-Museum in Bayreuth besucht.

Können ihr euch vorstellen, dass ich sogar während dieses Praktikums die Gelegenheit hatte, Klavierspielen zu lernen? Etwas, das ich früher bewundert und nie für möglich gehalten habe. Aber jetzt, in meinen 30ern, wurde mir die Chance geboten, dies endlich zu lernen.

Was konntest du von deinen deutschen Kolleginnen und Kollegen lernen?

Francis: Meine Kolleginnen und Kollegen waren immer freundlich, fleißig, teamfähig, pünktlich und geradlinig, zielstrebig, ehrgeizig, visionär und auf das Erreichen ihrer Ziele ausgerichtet. Das hat mich beeindruckt.

Was hat dich in Deutschland überrascht?

Francis: Mich hat Opernmusik schon immer begeistert und als ich in Kronach ankam, erwartete mich eine große Überraschung: Die Schule hatte bereits einen Lehrer für mich organisiert, der mir Grundlagen und Gesangstechniken beibrachte. Das erste Lied, das ich gelernt habe, war "Strike the Viol" von Henry Percel.

Als ich Wuppertal besucht habe, war ich überrascht, dass es anstelle einer Straßenbahn eine Schwebebahn gibt. Es ist ein bisschen unheimlich, sozusagen umgekehrt zu fahren und über dem Fluss zu schweben, aber es macht auch Spaß. Ich hatte die Gelegenheit, mit ihr vom Anfang bis zum Ende und zurück zu fahren und ich fand es spannend, wie sie über den Fluss gebaut worden ist. Außerdem hat es mich überrascht, dass der Monat April vier Jahreszeiten an einem Tag hat. An einem einzigen Tag gab es Schnee, Hagelsturm, Regen und dann Sonnenschein. Ich werde auch nie den Tag vergessen, an dem ich in der Kirche in Begleitung des Organisten spielte – der Sound hat mich einfach umgehauen.

Es ist so gut, dass Menschen mit unterschiedlichen Hintergründen an einem Ort für dieselbe Sache zusammenkommen und Ideen austauschen, wie sie die Welt verbessern können.

Warum ist das Thema Jugendaustausch für dich wichtig?

Francis: Austausch ist eine Chance, Dinge zu lernen und zu erfahren, die wir nie lernen würden, wenn wir nur zuhause blieben. Wenn man reist und von anderen lernt, ist das immer vorteilhaft für die eigene Denkweise. Es ist so gut, dass Menschen mit unterschiedlichem Hintergrund an einem Ort für dieselbe Sache zusammenkommen und Ideen austauschen, wie sie die Welt verbessern können. Kollegen haben mich zu Beispiel gebeten, ihnen ein traditionelles Lied aus Uganda beizubringen. Wir haben zusammen das Lied "Nfunda Nomubi Ngazala" eingeprobt, das den Schülerinnen und Schülern so gut gefiel, dass sie es beim Abschlusskonzert der Schule aufführten.

Wenn man die Möglichkeit hat, ein Praktikum im Ausland zu absolvieren, ist das zudem gut für den Lebenslauf. Manche knüpfen dabei Kontakte in der Welt, die einem und später helfen können, einen Job zu finden.

Welche Erfahrung hast du mit nach Hause genommen?

Francis: In Deutschland habe ich zum ersten Mal in meinem Leben im Chor gesungen und habe gemerkt, wie wichtig das für die Kinder in der Schule ist. Deshalb hoffe ich, dass ich auch in Uganda einen Schulchor gründen kann. Außerdem habe ich am Musikunterricht bei Herrn Grund teilgenommen, dem stellvertretenden Schuldirektor. Er hat mir neue Musik beigebracht und mir gezeigt, wie ich mein Musizieren und Unterrichten verbessern kann.

Ich wollte schon immer eine Brücke zwischen Uganda und Europa bauen. Während meines Einsatzes hatte ich die Gelegenheit, viele neue Freunde und erfahrene Menshen kennenzulernen. Viele meiner neuen Kontakte wollen auch Uganda besuchen, um unsere Kultur kennenzulernen und zu erfahren, warum Uganda die Perle Afrikas genannt wird. Außerdem nehme ich viele Musikinstrumente mit nach Kampala, die von Einzelpersonen und Schulen wie der Pina-Bausch-Gesamtschule in Wuppertal gespendet wurden, mit der mich der berühmte deutsche Tubaspieler Daniel Ridder in Kontakt gebracht hat. Alles in allem wird das, was ich in Deutschland gelernt habe, mein Leben sehr verändern und sich auf viele meiner Ziele und Visionen auswirken, die ich erreichen möchte.

Francis ist Gründer und Leiter der Africa Music School in seiner Heimatstadt Kampala. Dort setzt sich seine Nichtregierungsorganisation für Kinder und Jugendliche ein, indem sie ihnen hilft, ihre Talente durch Musik zu entdecken.

Africa Music School

Weitere Eindrücke, Informationen und Neuigkeiten der Africa Music School findet ihr auf Instagram und Facebook:

Instagram: africa_music_school_org

Facebook: Africa MUSIC School Organisation

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