„Die jungen Menschen sind die Zukunft unserer Gesellschaft“
Wolfgang Reisen aus Erfurt in Deutschland ist seit 2010 SES-Experte. Im Interview erzählt er über seine Einsätze in Mali und was ihn an einem gemeinsamen Tandem-Einsatz mit einer jungen Fachkraft im Deutsch-Afrikanischen Jugendwerk (DAJW) reizen würde.
Wolfgang Reisen
Wolfgang Reisen, *1943, aus Erfurt, Deutschland. Diplom-Elektroniker sowie Staats- und Rechtswissenschaftler, war 24 Jahre lang Geschäftsführer der SWE Stadtwirtschaft GmbH und der B&R Bioverwertung und Recycling GmbH Erfurt. 2009 ist er aus dem öffentlichen Dienst in den Ruhestand gegangen; seit 2010 bereits sieben Einsätze in Kati/Mali.
Das Interview
Herr Reisen, wie und wann sind Sie zum SES gekommen?
Wolfgang Reisen: Als ich mich in den Ruhestand verabschieden wollte, bekam ich eine Nachricht von der Stadtverwaltung Erfurt. Mir wurde gesagt, dass ich doch als Senior jetzt Zeit hätte, mich ehrenamtlich zu engagieren. Es ginge um eine afrikanische Partnerstadt Erfurts, nämlich Kati in Mali. Kati ist eine kleine Stadt, nur 15 Kilometer vor der Landeshauptstadt Bamako.
Haben Sie alle Ihre bisherigen Einsätze thematisch im Bereich Ihres Fachgebiets, der Müllentsorgung, -trennung und -wiederaufbereitung, durchgeführt oder gab es auch Ausnahmen?
Wolfgang Reisen: Prinzipiell stimmt schon, dass ich vor allem auf diesem Gebiet gearbeitet habe. Doch das Thema muss man weiter fassen. Es betrifft praktisch alle Lebensbereiche der Menschen. Interessant ist, was wir in der Zusammenarbeit mit den Menschen vor Ort in Mali erreicht haben: Allein von dem in Kati anfallenden Abfall können prinzipiell bis zu 80 Prozent wiederverwertet werden – bei 50 bis 60 Prozent hat das am Ende auch geklappt. Das waren biologische Abfälle, die als Kompost – und somit als Naturdünger den Menschen geholfen haben, in der Landwirtschaft höhere Erträge zu erzielen. Folien, Kunststoffe und Metalle konnten ebenfalls wiederverwertet werden. Und aus den Plastikabfällen werden nun in Bamako, der Hauptstadt Malis, Artikel hergestellt, die wieder im Alltag gebraucht werden – zum Beispiel Behälter, Mülleimer oder auch Haushaltswaren.
Für alle Menschen, egal wo sie herkommen oder wohin sie gehen wollen, gilt: Wir müssen uns alle gemeinsam gegenseitig unterstützen.
Als SES-Experte können Sie unser Programm in beide Richtungen unterstützen: Entweder nehmen Sie eine junge deutsche Fachkraft mit zu einem Ihrer Einsätze nach Mali, oder Sie unterstützen als Mentor eine junge afrikanische Fachkraft bei ihrer mehrwöchigen Hospitation in einem deutschen Betrieb. Was motiviert Sie für diese Aufgabe?
Wolfgang Reisen: Die jungen Menschen sind die Zukunft jeder Gesellschaft. Wir Älteren haben gegenüber den Jüngeren eine Pflicht: Wir müssen darin unterstützen, diese Zukunft zu gestalten. Dabei müssen wir ihnen aber die Freiräume lassen, die sie benötigen, um ihre eigenen Vorstellungen umsetzen zu können. Nicht nur so, wie wir Älteren das vielleicht gerne hätten. Wir sollten den jungen Menschen früh ermöglichen, die Zukunft auch nach ihren Vorstellungen mitzugestalten.
Wenn Sie drei Wünsche für Team works! des DAJW hätten, welche wären das?
Wolfgang Reisen: Zuerst wünsche ich mir, dass wir alle, die wir an dem Begegnungsprogramm mitarbeiten, offen und ehrlich miteinander umgehen. Zum zweiten, dass sich die junge Fachkraft in meinem Tandem aktiv in den Einsatz einbringt und wir an den vorher gemeinsam abgestimmten, konkreten Lösungswegen zusammenarbeiten. Dabei sollte sich die junge Fachkraft durchaus zutrauen, die entwickelten Vorschläge auch konkret in die Praxis umzusetzen. Und drittens: Am schönsten wäre es, wenn es nach der Hospitation eine positive Resonanz gäbe und der junge Mensch sich motiviert und inspiriert fühlt, ihren oder seinen eigenen Weg zu gehen.
Was kann das Programm aus Ihrer Sicht für die jungen Fachkräfte leisten?
Wolfgang Reisen: Ganz zentral scheint mir, dass der jungen Fachkraft klar wird: Für alle Menschen, egal wo sie herkommen oder wohin sie gehen wollen, gilt: Wir müssen uns alle gemeinsam gegenseitig unterstützen, damit wir als Menschen generell gut zusammen und in Frieden auf unserer Erde leben können.
Letzte Frage: Wann möchten Sie wieder nach Kati reisen?
Wolfgang Reisen: Sofort. Wenn Corona und die politische Situation es wieder zulassen.
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