„Jede Kultur, jedes Land hat seine eigenen Prozesse und Wege sich fortzubewegen und weiterzuentwickeln. Dies muss respektiert und verstanden werden!“

Die inzwischen 31-jährige Yudy ist ausgebildete Managerin von Non-Profit Organisationen. Als sie ihre Team works! Hospitation absolvierte, war sie Sachbearbeiterin bei Brot für die Welt in der Abteilung Lateinamerika. Derzeit ist sie Freiwillige bei PBI (Peace Brigades International) in Mexiko. Ihre Hospitation mit Team works! verbrachte Yudy bei der NGO Maisha Capacity Development Opportunity (MCDO) mit Sitz im Bezirk Babati, Region Manyara, in Tansania. Sie erzählt uns von den gewonnenen Eindrücken ihrer Hospitation, die sie im Tandem mit einem SES-Experten gemacht hat.

Das Interview

Hallo Yudy, was waren deine hauptsächlichen Tätigkeiten während deiner Hospitation in Tansania?

Zu meinen Aufgaben gehörte die Unterstützung der Arbeit meines Tandems und das Kennenlernen der Struktur der Organisation. Ich habe die Art und Weise beobachtet, wie die Organisation ihre Projekte durchführt und Empfehlungen gegeben, wie man die interne Arbeit der Organisation effizienter gestalten kann. Außerdem konnte ich erläutern, wie die Organisation Spenden und finanzielle Unterstützung von anderen Organisationen erhalten kann.

Was konntest du an neuen Erkenntnissen von Kolleg*innen, Vorgesetzten oder auch ganz unabhängig davon mitnehmen?

Während meines Aufenthalts in Babati habe ich gelernt, dass es andere Arbeitsweisen gibt, sowie andere, einfachere Perspektiven des Lebens. Die Menschen zeichnen sich trotz der Widrigkeiten, mit denen sie konfrontiert sind, durch Familie und Seelenfrieden aus. Sie haben viel Potenzial, um sich als Gesellschaft zu entwickeln und zu wachsen, sind aktuell aber auch aufgrund ihres mangelnden Selbstbewusstseins weiterhin auf Unterstützung und Rat von außen angewiesen.

Mindestens sieben Personen sitzen an einem langen Tisch mit leerem, aber benutztem Geschirr. Yudy sitzt nahe zur Kamera, gießt sich etwas zu trinken in ein Glas und lächelt in die Kamera.
Yudy genießt die Zeit mit ihren Kolleg*innen, wie hier beim gemeinsamen Essen. Am Abend vor ihrer Rückreise gab es Pizza, für einige Kolleg*innen war es die erste Pizza.

Welche deiner Kenntnisse konntest du weitergeben?

Ich führte drei konkrete Präsentationen bei der Organisation durch: Zum einen konnte ich erklären, wie man einen Finanzierungsantrag bei „Brot für die Welt“ schreibt, und habe ihnen das „PHINEO Wirkungslernen“-Tool gezeigt. Zum anderen konnte ich vermitteln, wie man eine PowerPoint-Präsentation erstellt und zwei Kollegen beraten, die sich für das DAJW-Programm bewerben wollten. In weniger formellen Gesprächen mit Kolleg*innen der Organisation teilte ich ihnen persönliche Erfahrungen über meinen Migrations- und Anpassungsprozess in Deutschland mit. Ich erzählte ihnen auch von der Lebensweise in Kolumbien und in Deutschland, ebenso von den vielen Gemeinsamkeiten zwischen Lateinamerikaner*innen und Afrikaner*innen, zum Beispiel in vielen Aspekten der Kultur. Ich denke, es ist mir gelungen, ihnen ein wenig zu zeigen, wie viele soziale Aspekte in anderen Ländern funktionieren und wie sie sich entwickelt haben, unter anderem Fragen im Zusammenhang mit Religion oder der Rolle der Frau in der Gesellschaft.

Warum hast du dich für Team works! und das DAJW entschieden?

Weil es das einzige Programm ist, das ich gefunden habe, welches einen kulturellen Austausch in Afrika für interessierte junge Menschen anbietet, verbunden mit der Möglichkeit, die Arbeit einer erfahrenen Person zu begleiten. Das Tandem-Programm scheint mir ein sehr interessanter Weg zu sein, wie Ältere und Jüngere voneinander lernen können. Die unterschiedlichen Perspektiven geben die Möglichkeit, die anderen Generationen ein wenig besser zu verstehen.

Welche Vorteile haben sich durch das Tandem mit dem SES-Experten ergeben?

Ich habe viel von den Erfahrungen gelernt, die mein Tandem bei seiner Arbeit in verschiedenen afrikanischen Ländern gesammelt hat. Er hat meine Meinung bei allen Entscheidungen berücksichtigt und wir haben uns am Ende jeden Trainings ausgetauscht. Zudem ließ er mir viel Freiraum bei der Entscheidung, was ich in der Organisation tun wollte. Diese Arbeitsweise stärkte mein Selbstvertrauen bei der Entwicklung von Ideen und der Erstellung eigener Präsentationen zur Unterstützung der Arbeit der Organisation.

Was hat dich am meisten überrascht?

Was mich am meisten beeindruckt hat, war die Begegnung mit verschiedenen ethnischen Gruppen wie den Massai und die Tatsache, dass sie weiterhin menschenrechtswidrige Praktiken wie die Genitalverstümmelung von Frauen und Männern ausüben. Die Opfergabe, die sie bringen, und die Rituale mit Tieren fand ich ziemlich interessant. Diese Erfahrung hat mich sehr zum Nachdenken über die uralten Traditionen der indigenen Gruppen in Lateinamerika gebracht, die auf der Verbundenheit mit der Natur und dem Respekt vor anderen Lebewesen beruhen. Bei den Communities in Tansania sah ich jedoch eine andere Art von Verbindung, die mich sogar ein wenig schockierte.

Neun Personen stehen in einer Reihe. Yudy, steht links. Von den anderen Personen wird nur einer männlich gelesen. Die weiblich gelesenen Personen tragen die meisten bestimmte Röcke, die aus vielen dünnen Strängen Strängen bestehen. Zwei tragen Kopfschmuck
Die junge Fachkraft Yudy (links) zu Besuch bei den Datooga. Dies ist eine ursprünglich nomadische Gruppe, die sich in den letzten Jahren in der Manyara-Region niedergelassen hat.

Was würdest du anderen jungen Menschen, die sich für ein Praktikum im Ausland interessieren, mit auf den Weg geben?

Es ist eine große Chance, andere Lebensweisen und Kulturen zu verstehen und sich der Situation von Menschen in anderen Kontexten bewusst zu werden. Junge Menschen haben eine große Verantwortung, positive Veränderungen in der Gesellschaft herbeizuführen. Ein Weg besteht darin, andere Menschen mit ihren kulturellen Unterschieden, Perspektiven und Lebensvorstellungen zu verstehen und zu respektieren.

Welche drei Dinge oder Erfahrungen, nimmst du aus deiner Hospitation mit?

Zum einen die Gastfreundschaft und Freundlichkeit der Menschen. Dass die Familie im Mittelpunkt steht und die treibende Kraft ist, die die Menschen motiviert. Die Gelassenheit, mit der die Menschen Situationen begegnen: Egal wie schwierig sie sind, sie haben immer ein Lächeln im Gesicht. Eine sehr entspannte Kultur, die die kleinen, aber wichtigen Dinge, wie das Essen, in vollen Zügen genießt. Ich war sehr überrascht, wie wichtig Essen für sie ist, sie kochen sehr gut und genießen es in vollen Zügen.

Obwohl wir in Kolumbien nur sehr wenig über afrikanische Länder wissen, habe ich in Tansania festgestellt, dass wir viele kulturelle und gastronomische Gemeinsamkeiten haben. Mir wurde klar, wie wichtig es ist, unsere Geschichte zu kennen und zu verstehen. Alles, was in den vergangenen Jahrhunderten geschehen ist, hilft uns, Gründe für viele Dynamiken zu verstehen, die wir heute in unseren Gesellschaften sehen.

Jede Kultur, jedes Land hat seine eigenen Prozesse und Wege sich fortzubewegen und weiterzuentwickeln. Dies muss respektiert und verstanden werden. Wenn wir die Arbeit in diesen Ländern unterstützen wollen, muss sie an ihre Bedürfnisse und Arbeitsweisen angepasst werden. In Tansania zum Beispiel hat die Arbeit andere Zeiten, um etwas fertigzustellen, als in Deutschland. Aus einer deutschen Perspektive würde man denken, dass sie langsamer sind. Aber ich habe gelernt, dass das ihre Arbeitsweise ist und dass sie so arbeiten.

Eine Gruppe von zehn Personen steht aufgereiht und macht ausgelassene Posen, wie erhobene Arme oder die Handgestik des „Peace-Zeichens“. Es scheint, als wären die Personen in Bewegung und würden leicht tanzen. Sie lächeln alle in die Kamera.
Yudy (3. v. l.) und der SES-Experten (6. v. l.) mit ihren Kolleg*innen kurz vor ihrem Abschied.

Was wirst du nie vergessen?

Mein Besuch im Tarangire Park war eine der besten Erfahrungen meines gesamten Aufenthalts; die wilden Tiere in ihrem eigenen Lebensraum zu sehen und zu beobachten, wie sie sich an die Besuche von Tourist*innen gewöhnt haben. Bei diesem Erlebnis wurde mir klar, wie leicht sich Tiere an das Zusammenleben mit Menschen gewöhnen können. Davon sollten wir lernen!

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