Story Seeds – The Art Of Making The Future Grow

Story Seeds – The Art Of Making The Future Grow

Partnerland: Deutschland und Benin

Partnerorganisationen: Offener Kunstverein Potsdam (OKEV) und die Association Katoulati aus Cotonou in Benin.

Laufzeit: Februar 2021 – Dezember 2022

Nachhaltigkeitsziel: Ziel 13: Maßnahmen zum Klimaschutz

Das Teams up!-Projekt „Story Seeds – The Art Of Making The Future Grow“ war eine Kooperation vom Offenen Kunstverein Potsdam und der Association Katoulati. Die Bundesvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung (BKJ) beriet und begleitete Akteur*innen aus der Kulturellen Bildung bei diesen Vorhaben des Jugendkulturaustauschs.

Das erste Bild zeigt eine Gruppe junger Menschen in neon-gelber Kleidung. Sie gestikulieren und führen ein Theaterstück auf. Bild zwei zeigt eine junge Frau in einem aufwändigen Kostüm vor einer Kulisse aus Stofffetzen.
Aufführung der Gruppe im Veranstaltungszentrum Kuze.

Theater stellt dem Menschen sich selbst gegenüber

„Story Seeds – The Art Of Making The Future Grow“, so hieß die internationale Jugendbegegnung zwischen dem Offenen Kunstverein Potsdam (OKEV) und der Association Katoulati aus Cotonou in Benin. Nach dem Aufenthalt der deutschen Jugendlichen in Benin im Jahr 2021, kamen 2022 die beninischen Teilnehmer*innen nach Potsdam und Umgebung. Der heiße und trockene Sommer brachte eine zusätzliche Wucht in das aufklärerische Anliegen des Projekts: „Climate Action“ heißt das 13. Nachhaltigkeitsziel der 17 UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung. Ihm wollten sich die jungen Menschen aus Benin und Deutschland stellen.

Um mitzumachen, brauchte es kein Vorwissen auf dem Gebiet – das Projekt selber sollte den Teilnehmer*innen wissenschaftliche Aspekte der Klimaveränderung näher bringen. So ging es in der ersten Woche zunächst um Recherche und Wissensaneignung. Hierzu besuchten die Teilnehmer*innen u. a. das Geoforschungszentrum in Potsdam und lernten wissenschaftliche Fakten rund um den Meeresspiegelanstieg.

SDG 13: Maßnahmen zum Klimaschutz

Wir trennen die Natur vom Menschen und sehen uns nicht als Teil von ihr

Außerdem ging es ins Futurium in Berlin. Emil, ein Teilnehmer aus Potsdam, hat dieser Besuch besonders gefallen: „Eine der Übungen bestand darin, die Augen zu schließen und sich „Natur“ vorzustellen. Als wir sie wieder öffneten und darüber sprachen, was wir gesehen hatten, wurde uns bewusst: Wir hatten uns ausnahmslos Bilder ohne Menschen vorgestellt. Unbewusst trennen wir die Natur vom Menschen und sehen uns nicht als Teil von ihr. Vielleicht ist auch das mit ein Grund für das Maß an Ausbeutung von Ressourcen, wie es heute geschieht.“

Aus Widersprüchen werden Dialoge

Auch Gedenkstätten wurden besucht, etwa die der Berliner Mauer und das Holocaust-Mahnmal. Über koloniale Herrschaft und Kriegstreiberei wurde ebenso gesprochen und diskutiert wie über die sozialen Folgen der Industrialisierung und allgemein über die Ungleichgewichte in der Welt.

Die Sonne scheint. Eine Gruppe junger Menschen steht draußen zwischen Bäumen. Ein paar sitzen auf der Wiese und unterhalten sich miteinander.
Besuch im Geoforschungszentrum in Potsdam.

Wie möchtet ihr handeln und wie handelt ihr tatsächlich?

So kamen viele Denkanstöße zusammen, die in kreative Körperarbeit übersetzt werden wollten. Die Teilnehmer*innen arbeiteten unter der künstlerischen Leitung von Patrice aus Benin und Philip aus Deutschland mit somatischen Übungen daran, Widersprüche im eigenen Körper zu verorten. „Wie möchtet ihr handeln und wie handelt ihr tatsächlich?“, fragte Philip und forderte die jungen Schauspieler*innen auf, sich zu dieser Frage bewegen.

Die Körper traten in einen spielerischen Dialog mit sich selbst und gleichzeitig mit den Körpern der anderen. Im Rahmen der Tanzarbeit fanden sich Paare, die zusammen eine nonverbale Erzählung entwickelten, die sie später vor den Anderen aufführten.

Im Sitzkreis wurde immer wieder auf Französisch, Deutsch und Englisch über das diskutiert, was gerade vorgeführt worden war. Patrice und Philip lenkten die Debatte mit ihren Fragen und gaben konstruktives Feedback zum Ausdruck und Inhalt des Schauspiels. Es entstand ein Raum zum Reflektieren, für Selbstkritik, gemeinsame Inspiration und Ideenaustausch. Der transkulturelle Austausch gelang auf allen Ebenen. Auch die Theaterpädagog*innen standen in wechselseitiger Kommunikation miteinander und reflektierten gemeinsam ihre Arbeit.

Jede Person in der Gruppe hat eine andere Verbindung zum Thema Klimawandel

Der kreative Gruppenprozess und die enge Zusammenarbeit half den Teilnehmenden dabei, zu begreifen, wie unterschiedlich jede Person auf die Welt blickt und mit ihr interagiert: „Dadurch, dass wir in diesem Austauschprojekt einander so intensiv ausgesetzt sind, lernen wir besser, unsere Grenzen auszuhandeln. Das lernen wir nicht, wenn wir allein zu Hause sitzen“, erklärt die Beninerin Douriyath. Auch Marzouk, ein Teilnehmer aus Cotonou, nimmt aus der Begegnung viel mit: „Jede Person in der Gruppe hat eine andere Verbindung zum Thema Klimawandel. Wir lernen von diesem unterschiedlichen Umgang und nehmen die Erkenntnisse mit nach Hause.“

Junge Menschen stehen in einem Kreis und pflanzen einen kleinen Baum ein.
Die Gruppe begibt sich auf eine Entdeckungsreise in die Natur und pflanzt gemeinsam Bäume.

Den Kopf aus dem Nebel ziehen

Die Teilnehmer*innen waren sich einig darin, dass es gerade beim Thema Klimawandel wichtig ist, internationale Verknüpfungen und mit ihnen einen echten Erfahrungs- und Wissensaustausch herzustellen. Schließlich kennt auch das Klima keine Grenzen. Zu begreifen, dass die Menschen je nach ökonomischen und geografischen Bedingungen unterschiedlich damit umgehen, sich vor den Folgen des Klimawandels anders schützen und die Folgen abfedern können, ist dabei zentral. Dies gilt besonders bei Begegnungen zwischen Menschen aus dem globalen Norden und Süden.

Der grenzüberschreitende Austausch, bei dem die kritische Reflexion gefördert wurde, erlaubte den Teilnehmer*innen, „den Kopf aus dem Nebel zu ziehen“, wie sie es beschrieben. „Diese Art von Austausch bedeutet uns sehr viel“, sagte Marzouk. Gemeinsamkeiten und Differenzen wurden auf individueller, aber auch gesellschaftlicher Ebene erforscht: „Hier gibt es mehr Bäume und weniger Müll als in unserer Heimatstadt“, sagten die Beniner*innen. Gleichzeitig handelten die westlichen Industrienationen auf globaler Ebene oft alles andere als „grün“ und „sauber“. Die Jugendlichen trafen während ihrer Begegnung und Recherche immer wieder auf Widersprüche dieser Art. Sie zu erkennen und aktiv zu hinterfragen – auch das war ein Teil des gemeinsamen Projekts.

Eine junge Frau und ein junger Mann halten sich im Arm. Sie sind bunt gekleidet und stehen vor einer mit Graffiti bemalten Hauswand.
Aufführung der Gruppe an der Fachhochschule Potsdam.

Theater stellt dem Menschen sich selbst gegenüber

„Theater ist etwas für jeden“, stellte Douriyath fest. Es bringe die Menschen zusammen und sei allen Generationen zugänglich. „Der ganze Zweck von Theater ist es, dem Menschen sich selbst gegenüberzustellen“, sagt Douriyath überzeugt. Auch Teilnehmer Emil hält große Stücke auf das Theater: „Lange Zeit dachte ich, es ist etwas Exkludierendes; dass nur Akademiker-Haushalte ins Theater gehen und man auch alles dazu gelesen haben muss. Das war immer eine Hürde. Durch die Theaterarbeit habe ich gelernt, dass es auch anders geht“.

Dass das Theater für alle da ist, wollte die junge Gruppe bei der finalen Aufführung unter Beweis stellen. Das gemeinsam erarbeitete Stück wurde auf öffentlichen Plätzen wie dem Marktplatz in Kyritz oder dem Lustgarten in Potsdam gezeigt und bildete den krönenden Abschluss des gelungenen Projekts.