Wasser als verbindendes Element
Gemeinsam für eine nachhaltigere Zukunft: Die insgesamt 22 Teilnehmenden vom Pfadfinderinnenwerk St. Georg und der Asscociation des Guides du Rwanda arbeiteten in ihrem Projekt zusammen zum Nachhaltigkeitsziel 6 „Sauberes Wasser und Sanitäreinrichtungen“. Dabei lernten sie nicht nur viel rund um Konsum, Regenwasser und Hygiene. Der persönliche Austausch stärkte auch die Partnerschaft und initiierte sogar das Entstehen neuer Projekte.
Gemeinsam an einem Umweltthema arbeiten
Schon seit den frühen 1980er Jahren verbindet den ruandischen Pfadfinderinnenverband Asscociation des Guides du Rwanda und das Pfadfinderinnenwerk St. Georg eine Partnerschaft. Dabei stand lange im Vordergrund, den ruandischen Partnerverband von deutscher Seite aus zu unterstützen und die deutschen Pfadfinderinnen über das afrikanische Land zu informieren. Jetzt war es an der Zeit, sich auch einmal partnerschaftlich mit einem gemeinsamen Projektthema zu befassen und den Austausch über reine Spendenarbeit hinaus zu fördern.
Die Pfadfinderinnen wollten sich dafür mit einem Thema auseinander setzen, das ihnen besonders am Herzen liegt – dem nachhaltigen Umgang mit der Umwelt. Die Ressource Wasser bot sich an: „Der bewusste Umgang mit und der Zugang zu sauberem Wasser sind globale Themen. Zugleich sind die Probleme in unseren Ländern unterschiedlich und wir können viel voneinander lernen. Das machte für uns den Reiz an diesem Thema aus“ erläutert Laura Kischkat vom Pfadfinderinnenwerk St. Georg.
Zeltlager-Besuche zum „Recht auf Wasser“
2017 besuchten die ruandischen Pfadfinderinnen das Bundeslager der Pfadfinderinnen St. Georg, wo die Teilnehmerinnen die Themenwelten Wald, Wasser und Wüste in verschiedenen Workshops bearbeiteten. Im Folgejahr durften die deutschen Pfadfinderinnen dann beim Camp in Ruanda zu Gast sein. Beide Zeltlager hatten mehrere hundert Teilnehmerinnen, mit denen die als Projektgruppen gemeinsam am Thema „Recht auf Wasser“ arbeiteten. Auch hier wurden gemeinsame Workshops durchgeführt, beispielweise zum virtuellen Wasserverbrauch für Produkte wie Jeans, Handys, Kaffee und Tee, Rindfleisch und Zucker. Die Teilnehmerinnen beschäftigten sich mit Alternativen zum Neukauf, übten praktische Methoden des Recyclings, lernten, wie Komposttoiletten funktionieren und wechselten in Rollenspielen die Perspektiven – von der Reisbäuerin über die Wasserkonzernbesitzerin hin zum Stadtkind in Kigali oder München.

Perspektivwechsel bringt neue Einsichten
Der bewusste Perspektivwechsel trug viel dazu bei, klischeehafte Vorstellungen vom Partnerland und – im Falle der deutschen Teilnehmerinnen – die eigene „Fortschrittlichkeit“ zu hinterfragen. Während die Menschen sich in Deutschland beispielsweise über mögliche Medikamentenrückstände im Trinkwasser sorgen, ist die Frage der Wasseraufarbeitung in Ruanda noch gar nicht landesweit geregelt. Auf der anderen Seite sind in Ruanda schon seit Jahren keine Plastiktüten mehr erlaubt, die für deutsche und europäische Gewässer nach wie vor ein großes Problem darstellen.
Eine starke Partnerschaft ist ein Gewinn für alle
In den beteiligten Verbänden hat das Projekt im wahrsten Sinne Wellen geschlagen – und im Nachgang die weitere Beschäftigung mit dem Thema Wasser auf vielen verschiedenen Ebenen angestoßen. So haben die ruandischen Pfadfinderinnen Multiplikatorinnenschulungen absolviert und Projekte in ihren Gemeinden im Bereich Regenwassernutzung ins Leben gerufen. Im Pfadfinderinnenwerk St. Georg haben verschiedenen Gruppen das Thema „Elemente und Natur“ aufgenommen und gemeinsam Materialien für die Nutzung durch die Pfadfinder*innen-Stämme vor Ort erarbeitet.
Die ruandischen Pfadfinderinnen haben Multiplikatorinnenschulungen im Verband und Projekte in ihren Gemeinden im Bereich Regenwassernutzung initiiert.
Das Projekt hat es ermöglicht, junge Frauen aus beiden Verbänden für das Thema Wasser zu begeistern, zu motivieren und es hat die Partnerschaft gestärkt. „Das ist ein großer Gewinn für unsere Verbände“, so Pascaline Umulisa aus Ruanda.
„Zukünftig wollen wir unsere Partnerschaft auf gleichberechtigter Ebene weiterentwickeln. Die gemeinsame Projektarbeit bildet dafür einen großartigen Rahmen.“